M. Wilks

Richard Wagner - Tristan und Isolde - Auszüge
(Edition Frida Leider, FLG 11031933)

Um die künstlerische Bedeutung der hochdramatischen Sopranistin Frida Leider umfassend zu dokumentieren und ihr Leben zu würdigen, hat sich im Oktober 2002 in Berlin die "Frida-Leider-Gesellschaft" konstituiert. Als erste größere Tat gab der junge Verein eine CD von hohem dokumentarischem Wert heraus: In dem von Arthur Bodanzky dirigierten Mitschnitt einer Aufführung der New Yorker Metropolitan Opera vom 11. März 1933 ist ein Opern-Traumpaar der 20er- und 30er-Jahre dokumentiert, das unter anderem in Bayreuth und Berlin für Furore sorgte: Frida Leider und Lauritz Melchior. Beide haben später unabhängig voneinander ihren Bühnenpartner jeweils als den größten ihrer vom Erfolgverwöhnten "Tristan"-Karriere beschrieben.

1888 geboren, debütierte Frida Leider 1915 in Halle sogleich als dramatische Sopranistin, und zwar mit der "Tannhäuser"-Venus. Der Durchbruch gelang ihr als Isolde in Hamburg (1919) - eine Rolle, mit der sie auch 1924 am Londoner Covent Garden Opernhaus debütieren sollte. 1928 folgten Bayreuth und Chicago, 1933 schließlich die New Yorker Metropolitan Opera, an der sie jedoch nur zwei Jahre wirkte und von Kirsten Flagstad als erste Wagnersopranistin abgelöst wurde. Insbesondere in Bayreuth und Berlin, dem Zentrum ihres Lebens, dominierte sie viele Jahre lang das sängerische Umfeld. Als 1938 ihr jüdischer Ehemann, der frühere Konzertmeister der berliner Staatsoper, ins Exil ging, zog sich Frida Leider, die führende Sopranistin des Deutschen Reiches, von der Bühne zurück. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sah sie ihren Gatten wieder und beide lehrten fortan an der Berliner Hochschule für Musik. 1947 trat Frida Leider übrigens noch als Regisseurin einer "Tristan"-Produktion in Erscheinung, es dirigierte Wilhelm Furtwängler.

Dass die Leistungen der übrigens in Opernglas 10/01 ausführlich vorgestellten Sopranistin nicht in Vergessenheit gerät, ist das Anliegen der Frida-Leider-Gesellschaft. Der nun neu erstellte "Tristan"-Mitschnitt lässt sich jedoch nur unter eher erschwerten Bedingungen genießen. Starkes Rauschen, Klangverzerrungen und das Fehlen vieler wichtiger Stellen der Oper lassen eher die Bedeutung des Tristan als die der Isolde erahnen. Immerhin schimmern die gleichermaßen lyrischen wie dramatischen Fähigkeiten der Sopranistin durch, die sich nie auf das Wagner-Fach beschränkte, sondern mit vielen anderen Rollen die Stimme geschmeidig hielt. Leider-Einsteigern sei daher als Alternative zu diesem wertvollen, aber etwas schwierigen Dokument noch einmal nachdrücklich die Porträt-CD aus der Decca-Reihe "The Singers" empfohlen.

Das Opernglas 2/2004

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