Die Sängerin Frida Leider wird am 18. April 1888, während der 99-Tage-Regentschaft Kaiser Friedrichs III., am Berliner Arkonaplatz (genauer: Granseer Str. 9) als Tochter des Zimmermanns Ernst Leider und seiner Frau Anna, geborene Redlich geboren. Die fleißigen, aber armen Eltern ermöglichen dem begabten, einzigen Kind eine vorzügliche Schulbildung. Die geplante Ausbildung zur Lehrerin wird aber durch den plötzlichen frühen Tod des Vaters vereitelt. So arbeitet sie zunächst als Bankangestellte, fasst aber schon früh den Entschluss, Sängerin zu werden und hält trotz aller, vor allem materieller Probleme an dieser Entscheidung fest.

Nach einer nicht unproblematischen Ausbildung durch verschiedene Lehrer debütiert sie schließlich 1915 als Venus ("Tannhäuser") in Halle. Über die Stationen Rostock und Königsberg gelangt sie schließlich an die Hamburger Oper. In den Jahren 1919-1923 erarbeitet sie sich dort ein breites Repertoire, das so unterschiedliche Rollen wie Bellinis "Norma", die "Figaro"-Gräfin und Wagners "Isolde" umfasst. In diesen Jahren entstehen bereits zahlreiche Schallplattenaufnahmen für die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Schon 1921 erfüllt sich ihr Traum, an die Berliner Staatsoper engagiert zu werden. Sie kann dieses Engagement aber erst 1923 antreten, denn in Hamburg ist sie bereits unentbehrlich geworden.

Nach den ersten großen Erfolgen in Berlin ist ihre internationale Karriere nicht mehr aufzuhalten, sie gastiert an der Mailänder Scala (und muß dafür die "Ring"-Brünnhilden auf italienisch studieren), an der Pariser Oper, in Wien, München und vielen anderen bedeutenden Opernhäusern. Von 1924 bis 1938 ist sie der gefeierte Star der Wagner-Aufführungen an Londons Covent Garden Opera, aber auch als Donna Anna (Mozart), Armide (Gluck) und als triumphal gefeierte Leonora in Verdis "Troubadour" tritt sie in diesem Hause auf.

Zu dieser Zeit beginnen die politischen Ereignisse in Deutschland einen Schatten auf die Karriere und das Privatleben der Künstlerin zu werfen. Seit 1930 ist sie mit dem Konzertmeister der Berliner Staatsoper, Professor Rudolf Deman verheiratet. Deman ist Jude und nach Hitlers Machtergreifung geraten er und zunehmend auch Frida Leider selbst unter Druck. Zuerst bietet seine österreichische Staatsbürgerschaft noch einen gewissen Schutz, nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 aber ist er in höchster Gefahr und kann im letzten Moment in die Schweiz flüchten. Die Ereignisse dieser Zeit stürzen Frida Leider in eine tiefe nervliche Krise, die Bühnenauftritte für längere Zeit unmöglich macht. Die Künstlerin hat selbst noch in ihrer zuerst 1959 erschienenen Autobiographie "Das war mein Teil" großzügig übergangen, wie sehr sie in dieser Zeit nicht zuletzt unter regimetreuen Kollegen zu leiden hatte. Professor Michael Raucheisen, der berühmte Pianist und Klavierbegleiter ist es schließlich, der Frida Leider während der Kriegsjahre den Weg zu neuer künstlerischer Betätigung weist: dem Liedgesang. Schnell erreicht die Künstlerin auch auf diesem Gebiet einen hohen Grad der Vollendung. Ihre 1940 bis 1944 entstandenen Liedaufnahmen beweisen es und sind neben ihren Wagner-Einspielungen unverzichtbare Dokumente dieser singulären Stimme.

Die "Stunde Null" 1945 sieht Frida Leider wieder in Berlin, nachdem sie dem Bombenhagel in ihrem Landhaus in Pausin entronnen war. Als beim Einmarsch der Russen dieses Haus jedoch beschlagnahmt wird, kehrt sie in ihre geschundene Heimatstadt zurück. Als unter heute unvorstellbar primitiven Bedingungen der Spielbetrieb der zerstörten Staatsoper im Notquartier Admiralspalast wieder aufgenommen wird, bietet man ihr zwar ihre Stellung als erste hochdramatische Sopranistin erneut an, Frida Leider entschließt sich aber, ganz andere Herausforderungen in dieser schwierigen Zeit anzunehmen: Sie leitet bis 1952 das Gesangsstudio der Berliner Staatsoper und inszeniert einige Opern, so 1947 "Tristan und Isolde" unter der Stabführung Wilhelm Furtwänglers. Es wird zu einem Glanzpunkt der Berliner Nachkriegs-Operngeschichte. 1948 - 1958 schließlich ist sie Professorin an der Musikhochschule Berlin. Ihren letzten öffentlichen Auftritt hat sie - entgegen anderen Quellen - am 10.Februar 1946 in einem Konzert im Renaissance-Theater Berlin, gemeinsam mit ihrer Kollegin und Freundin Margarete Klose.

Frida Leider stirbt nach einem reichen und erfüllten Leben am 4. Juni 1975 in ihrer Heimatstadt Berlin. Sie ruht in einem Ehrengrab auf dem Städtischen Friedhof Heerstrasse, nahe dem Olympiagelände.